Studenten lernen für das Berufsleben, nicht für das Studium?
Neulich erhielt ich die Bewertungsbögen für meinen Sommerschul-Kurs über Entscheidungen im Software Engineering. Darin fand ich eine interessant-bizarre Bemerkung. Es hieß, der Kurs sei für die Lehre an einer Universität nicht geeignet. Begründung: Man lerne dort Methoden, die nützlich seien für Leute, die in einer Firma wichtige Entscheidungen treffen. Aber für die Entscheidungen, die ein Student während des Studiums trifft, seien diese nicht anwendbar. Abgesehen davon, dass ich mir einbilde, die Kursbeschreibung sei eindeutig formuliert gewesen, fällt mir auf, dass es sich bei dieser falschen Erwartung um eine häufige handelt. In allen meinen Vorlesungen bereite ich auf das Berufsleben vor. Trotzdem erhalte ich immer wieder ähnliches Feedback. Mein aktueller Projektmanagementkurs ist offiziell eine Vorbereitung auf das Praktikum. An einer anderen Hochschule war es der Software Engineering Kurs, der auf das Software Engineering Praktikum vorbereiten sollte. Als die Studierenden darin auch Notationen und Wissen lernen mussten, die sie in einem Studentenprojekt im universitären Umfeld nicht brauchen, waren sie unzufrieden. Und neulich grummelte auch jemand, weil in meinem Kurs "Wissenschaftliches Arbeiten" tatsächlich Inhalte vorkommen und geübt werden, die man nicht für die Durchführung einer Bachelorarbeit braucht. Vielleicht habe ich ja meine Lehrgebiete zu ungeschickt gewählt, denn anscheinend sollen (laut Modulhandbuch) wohl alle meine Vorlesungen nur dazu dienen, die Studierenden für ein anderes Studienfach vorzubereiten. Also ähnlich wie Mathekurse und andere Grundlagenfächer. Nun würde mich aber interessieren: Ist das Entwicklungspraktikum wenigstens etwas, das auf das Berufsleben vorbereitet oder führt dieses einfach nur zum Schein und Studienende?
In Zukunft werde ich bei Vorlesungsbeschreibungen und dem Einführungsteil NOCH MEHR darauf achten, zu betonen, dass ich auf das Leben vorbereite und nicht auf das Studium! Man studiert doch nicht nur, um den Bachelor/ Master zu erreichen und danach all das Wissen aus dem Studium wieder zu vergessen! Da haben die Studis schon eine Professorin, die das Berufsleben kennt und sie darauf vorbereiten möchte. Und dann sowas... Daran arbeite ich noch!
In Zukunft werde ich bei Vorlesungsbeschreibungen und dem Einführungsteil NOCH MEHR darauf achten, zu betonen, dass ich auf das Leben vorbereite und nicht auf das Studium! Man studiert doch nicht nur, um den Bachelor/ Master zu erreichen und danach all das Wissen aus dem Studium wieder zu vergessen! Da haben die Studis schon eine Professorin, die das Berufsleben kennt und sie darauf vorbereiten möchte. Und dann sowas... Daran arbeite ich noch!
AndreaHerrmann - 10. Dez, 13:46
Vergessen Sie das schlechte Englisch, im Prinzip sprechen die Serben recht gut englisch, nur mit dem Schreiben hapert es.
Wenn Sie von ihren Studenten solche Mails bekommen, (und dieses ist kein Einzelfall) dann wissen Sie, dass Sie das richtige unterrichten.
Gerade bei Software Engineering wird einiges an Wissen benötigt, dass nicht in technische Skripten passt.
Ich selbst unterrichte nebenberuflich Software Engineering für große betriebliche Informationssysteme an der TU Leipzig und bis letztes Jahr auch an der Wiener TU. Und dabei geht es mir auch mehr darum, was die Studenten im wirklichen Leben zu erwarten haben als um die "reine Lehre".
Lassen Sie sich nicht verunsichern, Sie machen das schon richtig. (Wenn ich das als alter Greis mal sagen darf.)